Indikationen

Wie hilft anthroposophische therapeutische Sprachgestaltung bei...?

Hier finden Sie eine Liste mit möglichen Indikationen für atS. Die Aufzählung ist nicht abschliessend. Es gibt wesentlich mehr Möglichkeiten, mit atS die Lebensqualität zu verbessern.

Alle Übungsbeispiele sind lediglich als Anregungen gemeint und ersetzen weder den Arztbesuch noch eine Therapie. Sie dürfen keinesfalls als Grundlage einer eigenständigen Diagnose und/oder Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.

Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen

atS behandelt – ähnlich der Logopädie – Störungen, die beim Spracherwerb auftreten: manche Kinder haben Mühe mit der korrekten Bildung der Laute ihrer Muttersprache oder haben sich bereits eine eigene Variation angewöhnt, so dass eine therapeutische Intervention nötig wird. Auch bei Sprachverlust z.B. durch Schlaganfall können atS-Therapeut*innen helfen.

Bei überlasteter Stimme kann durch das rhythmische Sprechen des warm bewegten Lautes H die Verkrampfung der Kehlkopfmuskulatur gelöst werden.In den Vokalen, die dem H folgen, wird der Klang der Stimme vom Bildungsorgan Kehlkopf befreit und ist schwingend im Raum hörbar.

Beispiel für eine Sprachübung bei Stimmstörungen:

Halt! Hebe hurtig hohe Humpen! Hole Heinrich hierher hohe Halme (R. Steiner)

Das Sprechen des Blaselautes H regt in dieser Übung einen vertieften und rhythmisch gelösten Atem an, der die Grundlage für einen entspannten Stimmeinsatz gibt. Als Gaumenlaut weitet und löst das H den Rachenraum.

Bei einseitiger Stimmlippenlähmung, die z.B. durch eine Schilddrüsenoperation verursacht werden kann, wird durch bewusste Atemstütze und Stimmführung die Beweglichkeit des nicht betroffenen Stimmbandes gefördert. So können die Einschränkungen der gelähmten Stimmlippe kompensiert werden. Der neuerworbene Stimmbandschluss ist Voraussetzung für eine klangvolle Stimme.

Beispiel für eine Sprachübung bei Stimmlippenlähmung:

Lebendige Wesen treten wesendes Leben (R. Steiner)

Das E konsolidiert die Stimme, bewirkt eine konsequente Annäherung der Stimmbänder und fördert eine gute Atemstütze.

Atemstörungen

ATS zur Lungenstärkung

Dietrich von Bonin1

Wer denkt heute nicht mit Sorge an die Auswirkungen einer möglichen Covid-19 Infektion aufdie Atemwege und die Lunge?

Welche besonderen Lautfolgen, Texte oder Übungsmethoden sind aus der Überlieferung undtäglichen Praxis der ATS zur Stärkung und Gesundung dieses Organs bekannt und können unsin kritischen Zeiten begleiten?

Wir stellen unter den Themen: Rhythmus - Klang - Atemweite einige einfache Übungen vor,die ohne weitere Anleitung anwendbar sind und die Resilienz stärken.

Rhythmus pflegen

Von den beiden Rhythmen Puls und Atmung ist der Puls den direkten Einflüssen des Wachlebensweniger ausgesetzt als die Atmung. Diese verbindet uns mit der Welt und unserenMitmenschen, ist aber deshalb auch direkt durch Stress und Angst betroffen. Bei Ängstlichkeitund Schrecken dominiert die Einatmung und unterdrückt die spannungslösende Ausatmung.Unser rhythmischer Bezug zum inneren Milieu, zum unteren Menschen erscheint bedrängt. Sostören Stress und Angst den Atemrhythmus unmittelbar und längerfristig sein Organ, die Lunge.

Von den zahlreichen Übungen und Texten zur Rhythmisierung des Sprechens eignet sichbesonders das Hexameter-Versmass. Es bedingt zu seiner einfachsten Anwendung keineVorkenntnisse.

Mit ähnlicher Technik werden alle bekannten oder neu zu entdeckenden Hexameter-Verse undDistichen zu einer Quelle der Atemerfrischung. Als Beispiel ein Distichon Friedrich Schillers:

Auf jede fett markierte Silbe erfolgt ein Schritt. Die Markierung // bedeutet Einatmen und dabeidie Arme bis auf Schulterhöhe heben.

Klang erleben

Sprechen Sie die Silbenfolge «Mo-Le-Le» dreimal hintereinander auf eine Ausatmung kräftigund klingend, schöpfen wieder Atem und beginnen von vorne. Die Übung wird zuerst miteinfachem Silbenlaufen begleitet (Mo – langer Schritt, Le-Le-zwei kurze Schritte). Späterkommen die Arme hinzu: Einatmen von unten bis zur Horizontalen; Ausatmen und die Armelangsam beim Sprechen senken. Atemzug und Silbensprechen (Schritte) stehen im Verhältnisvon 1:4.

Willst du dich selber erkennen, // so sieh, wie die Andern es treiben.//Willst du die Andern verstehn, // blick' in dein eigenes Herz.//

Die Silbe «OM» entstammt dem Sanskrit und begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Sieist besonders geeignet, um unruhige und ängstliche Gedanken vor dem Einschlafenabzuwenden und uns in einen Zustand tiefen Friedens und Einklangs mit der Umgebung zuversetzen. Wir sprechen sie mit «runden» Lippen, klingend und in mittlerer Stimmlage undverbrauchen den Atem mit einem «OM» ganz. Nach drei Wiederholungen erfolgt eine Pause.

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Viele Übungen der ATS folgen zwar dem normalen Satzbau, sind aber ohne «Inhalt». DieAufmerksamkeit des Sprechenden soll sich ganz mit den Silben und Lauten verbinden.

Atemweite gewinnen

Zu den schwierigsten Folgen von Atembehinderungen durch körperliche oder seelischeVorgänge (Verschleimung, Angst usw.) gehört das flache und beschleunigte Atmen. Wedererreicht der Atem seine «Atemwurzel» im unteren Bauchraum, wo er Energie schöpfen möchte,noch öffnet er sich dem Umraum ganz.

Hier führen bestimmte Laute den Atem wie von allein an die richtigen Orte im Körper. Für dieAtemwurzel sind dies die Laute «K», «H» und «F». Einfach zu erlernen ist ein erweiterter Atemmit der Lautfolge: «Ffffff-T» oder noch interessanter: «Wwwww-T».2

Ein weiterer unerwünschter Nebeneffekt von Schreck, Schock und Angst ist eine oftunbemerkte, latente Hyperventilation. Der «Gerüstbildner» in uns, der Kohlenstoff, wird in zugrosser Menge durch den Sauerstoff ergriffen und im Kohlendioxid ausgeatmet. Schon eingeringes daraus folgendes Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt des Blutes (Blutgase)erhöht die Reizanfälligkeit der Schleimhäute in den Luftwegen und führt zu Schwäche undMissempfindungen. Hier setzen die folgenden Übungen an.

Noch intensiver wirkt die Rekonvaleszenz-Übung: «Ich atme Kraft des Lebens In Luftverhaucht der Hauch»6. Sie verlangt einen bewussten Atemverzicht, um nachher umsobefreiter einatmen zu können.

So in der Übung: «Aber ich will nicht dir Aale geben». Für die Organe Kehlkopf, Lunge undZwerchfell sind die Vokale A, E und I wichtig. Das I bildet sozusagen eine Spiegelfläche, von derdie Kraft der Vokale nach innen auf die Zielorgane gelenkt wird. Wir sprechen den Text klingendund mit kräftigen Vokalen ohne starke Betonungen, vorzugsweise in 3x10 Wiederholungen.

Stellen Sie um sich herum eine Luftkugel vor, deren Begrenzung durch die gestreckten Armemarkiert ist. Die Fingerspitzen berühren die Luftkugel von innen. Die Einatmung begleiten wirdurch Heben der Arme bis über den Kopf. Beim Intonieren des «W» oder «F» senken sich dieArme mit lockeren Ellbogen und dem Erlebnis der Luft unter den Handflächen bis ganz nachunten. Ist der Atem ganz zu Ende, folgt ein kräftiges «T» um den Weg für die neue Einatmungfrei zu machen.3

Die Lautfolge «K-L-S-F-M» führt vom Gaumenansatz auf die Lippen und verankert denSprachimpuls im unteren Bauchraum (vor der Blase). Wir sprechen sie aufbauend, indem mitjedem Atemzug ein weiterer Laut hinzukommt.4 Nach dem Sprechen der ganzen Lautfolge (5.Wiederholung) hält man ausgeatmet den Atem an, bis Lufthunger auftritt und das Ganze vonvorne beginnt.5

Wir sprechen den ersten Satz Ich atme Kraft des Lebens mit lauter Stimme und halten dannden Atem an. Während des Atemhaltens wiederholen wir den Satz drei Mal wie in meditativerErwartung, die dem aufsteigenden Lufthunger entgegenwirkt. Nach dieser Phase dürfen wireinatmen und füllen die Lungen bis zum Rand. Darauf schicken wir die Luft mit der Zeile: In Luftverhaucht der Hauch in den Umkreis. Gleich anschliessend schöpfen wir neuen Atem undbeginnen wieder mit der ersten Zeile. Dieser Ablauf wird 7x wiederholt. Das gelingt am Anfangoft nicht. Es wirken aber schon wenige Wiederholungen oder eine weniger lange Atemhaltezeitsehr positiv auf die Atemweite, Präsenz und Kraft. Probieren Sie es aus!

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Diese hygio- und salutogenetischen Übungen können zu wertvollen Begleitern in Zeiten vonUnsicherheit werden, aber auch den verbreiteten Einschränkungen der Atmung alslebensspendender Prozess durch Sitzen am Bildschirm entgegenwirken. Sie eignen sich fürJugendliche und Erwachsene. Im Idealfall lassen Sie sich durch eine ausgebildete Fachperson derAnthroposophisch-Therapeutischen-Sprachgestaltung begleiten.7

Referenzen

1 Kunsttherapeut (ED), Fachrichtung Drama und Sprachtherapie. Master of Medical Education MME. ATS-Therapeut in eigener Praxis. Leiter Qualitätssicherungskommission OdA ARTECURA
2 Anleitungsvideo unter https://sound-informed-movemen... Siehe Anmerkung 2

4 Siehe Anmerkung 2
5 Siehe Anmerkung 2
6 von Bonin D, Hrsg: Materialien zur Therapeutischen Sprachgestaltung. Persephone. FörderstiftungAnthroposophische Medizin im Verlag Goetheanum. Dornach 2008
7 Adressen unter: https://therapeutische-sprachg...

Asthma bewirkt Atemnot. Eine Verengung der Bronchien, die durch Allergien, Wetterbedingungen und/oder seelische Belastungen hervorgerufen wird, führt zur Behinderung der Ausatmung. Mit atS werden Übungen erlernt, die die Ausatmung verbessern: die Nase wird befreit, ein Loslassen in der Bronchialmuskulatur kann bewirkt werden. Ausserdem kann atS zur seelischen Entspannung und größeren Belastbarkeit gegenüber äußeren Reizen und inneren Stressfaktoren verhelfen.

Hyperventilation verändert den Atemrhythmus: es wird zu schnell eingeatmet, die Ausatmung ist zu flach, wodurch zu viel Sauerstoff in der Lunge verbleibt. Das kann zu Schwindel und sogar zur Ohnmacht führen. Mit Hilfe der atS können eine Vertiefung der Ausatmung und ein gesunder Atemrhythmus erlernt werden sowie eine innere Stabilisierung in vorher angstauslösenden Situationen.

Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen

Bei chronischer Sinusitis ist die Nase ständig oder sehr häufig verstopft. Die Nebenhöhlen sind immer wieder entzündet, was zu Kopfschmerzen und schlechtem Schlaf führt. Oft kommt eine Bronchitis hinzu. Durch atS kann erlernt werden, dass der durch die Nase geführte Luftstrom bei regelmäßiger Wiederholung nach und nach atembefreiend und entzündungshemmend wirkt. Dann steigt die Widerstandfähigkeit gegen Erkältungen.

Beispiel für eine Sprachübung bei Sinusitis:

Kurze, knorrige, knochige Knaben knicken manchem Männchen manchmal manchen Knorpel (R. Steiner)

Dem Nasallaut N wird der willensbetonte Laut K vorangestellt. So wird die bessere Durchlüftung und Durchblutung der Nebenhöhlen mit einem Kraftstoss eingeleitet.

Die geführte Ausatmung im Sprechen von konturierten und nasalen Lauten wirkt der Bildung von Polypen (Wucherungen der Rachenmandeln) entgegen. Durch den wiederholten Lippenschluss bei der M-, B- und P-Bildung kann die fehlende Verschlusskraft verbessert und so die Nasenatmung gefördert werden.

Beispiel für eine Sprachübung bei Polypen:

Bei biedern Bauern bleib brav (R. Steiner)

Das B strafft und formt das Wort, im Mund-Nasenraum wird kontrolliert Druck aufgebaut und entladen.

Allen Allergien liegt eine Übererregbarkeit des Immunsystems vor. Es entstehen Symptomen wie Fließschnupfen, Juckreiz, Hustenreiz, Hautausschlägen und anderes. atS kräftigt den Atemorganismus und erhöht durch Übungen zur Atemvertiefung die Widerstandsfähigkeit gegen äußere Störfaktoren und seelische Belastungen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Das Herz wird über das Sprechen von rhythmischen Texten ganz zentral harmonisiert (z.B. im Hexameter, einem Versmaß der griechischen Kultur). Im Sprechen stellt sich nach kurzer Zeit ein gesundes Verhältnisvon Atem und Puls (1:4) ein. Dies wirkt vertrauensbildend im seelischen Befinden und führt zu innerer Ruhe.

Bluthochdruck geht einher mit verengten Blutgefässen. atS sucht mit rhythmisch gesprochenen Hexameter-Texten in die Entspannung zu führen. Besonders geeignet ist der Hexameter-Vers, der durch seine Struktur auf den Atemrhythmus und den Puls beruhigend wirkt.

Stoffwechsel-Erkrankungen

Bei der Kolitis steigt eine Entzündung vom Rektum aufwärts und manifestiert sich als pathologische, auflösende Dynamik.

atS wirkt bei dieser Darmerkrankung auf doppelte Weise. Erstens stärkt sie die Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit im Sinne von Ich-Präsenz und begegnet so der oft unbewussten, psychosomatisch wirksamen Abhängigkeitsthematik. Zweitens nimmt sie Einfluss auf den Darm durch die in der Anthroposophischen Medizin angenommene Resonanzbeziehung zwischen den Sprechwerkzeugen und dem Dick- bzw. Enddarm.

Die atS verwendet Silben und Worte wie: „KOMM“, bei denen die Artikulation im Gaumen ansetzt und nach vorne zu den Lippen läuft. Das starke, klingende Aussprechen solcher Silben wirkt von innen nach aussen im Mundbereich, was sich bei genügender Wiederholung resonant auf die Formkräfte im Darm auswirken kann.

Schilddrüsenerkrankungen bringen den Hormonhaushalt durcheinander. So haben sie Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel des Menschen. atS hält mit der spezifischen Schilddrüsenübung eine Möglichkeit bereit, harmonisierend auf die in Dysbalance geratenen Vorgänge einzuwirken.

Erkrankungen des Sinnes-Nervensystems

Die Parkinson-Krankheit führt zu einem unwiederbringlichen Verlust von Nervenzellen. Sie kann bis heute nur auf der Symptomebene bekämpft werden. Es liegen Erfahrungen vor, dass Parkinson-Patient*innen durch atS besser sprechen und – im fortgeschrittenen Stadium – mehr luzide Momente erfahren können.

Erkrankungen des Bewegungsapparates

Rheuma verändert die Bewegungsfähigkeit des Menschen. Muskeln, Sehnen, Gelenke, Knochen oder das Bindegewebe können betroffen sein. Schmerzen können zu Vermeidungsverhalten führen, häufig treten Störungen in den Wärmeverhältnissen auf.

atS setzt hier an der Gebärde an, der Bewegung, die Seelisches zum Ausdruck bringt. In Übungen, die die Ausatmung kräftigen, wird der Wärmehaushalt reguliert. Besonders die Laute, die im Gaumen gebildet werden, werden geübt, um die Stoffwechselprozesse im Körper anzuregen.

Psychosomatische Erkrankungen

Der chronisch erschöpfte Mensch kommt selbst in Pausen oft nicht zur erholsamen Ruhe. Der Schlaf ist gestört, die Gedanken fahren Karussell, Schmerzen machen ihm das Leben schwer... atS verhilft mit Atem- und Stimmübungen zu weniger Schmerzen, mehr Entspannung und mehr Präsenz im Hier und Jetzt.

Entwicklungs- und Reifestörungen bei Kindern und Jugendlichen

Kinder, die aufmerksamkeitsgestört und gleichzeitig hyperaktiv sind, müssen erst einmal zur Ruhe gebracht und in sich zentriert werden. Das gelingt in der Regel durch das Balancieren auf einem Therapiekreisel. Ist das erreicht, wird ihre Aufmerksamkeit zusätzlich durch das Hören und Sprechen von Sprachübungen und Versen gefordert. Nun sind die Kinder ganz fokussiert. Durch regelmässiges Ausführen dieser Übabfolge können sie mit der Zeit lernen, sich von sich aus willentlich zu zentrieren und gezielt sprachlich auszudrücken.

Kinder, deren Aufmerksamkeit gemindert ist, weil sie viel herumträumen, werden wach durch rhythmische Sprachübungen und Texte, die sie synchron zum Sprechen trommeln oder mit Rhythmusstäbchen klopfen. Diese Koordination von Bewegen und Sprechen braucht ihre ganze Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeitsspanne verlängert sich, wenn die Texte ihr Interesse finden und witzig sind. Als sehr geeignet dafür hat sich z.B. Wilhelm Buschs rhythmische Reimdichtung «Max und Moritz» erwiesen.

Kinder mit dem Asperger-Syndrom, die nicht körperlich und/oder kognitiv behindert sind, brauchen den immer genau gleichen Therapieablauf. Das gibt ihnen Sicherheit und Vertrauen, so können sie sich langsam öffnen. Es ist sinnvoll, von den Sprachübungen und Texten her da anzuknüpfen, wo sie ihr (Spezial-)Interesse haben, z.B. Dampflokomotiven. Dann sind sie motiviert und aufgeschlossen. Durch das Sprechen und Spielen einer Lautfolge wie «tsch-tsch-pf-pf», die das Fahren und Dampfausstossen nachbildet, kommen die Kinder allmählich aus dem In-sich-Eingeschlossensein heraus und zeigen Freude an dem Tun. Dieses Nachahmen der äusseren Welt kann gesteigert werden bis zu einem Sich-Einfühlen in einen anderen Menschen: Viele Asperger-Kinder entwickeln eine Begabung für das Darstellen einer Rolle und lernen so z.B. auch durch das Spielen einer Szene oder eines Sketches, mit anderen Menschen zu interagieren.

Anderes

Eisenmangel kann zu erhöhtem Schlafbedürfnis, mangelnder Leistungsfähigkeit, erhöhter Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche und gesteigertem Wärmebedürfnis führen. Eine Art depressive Stimmung mit Antriebslosigkeit kann eintreten. Manche Betroffenen leiden darüber hinaus an einer leisen, kraftlosen Stimme.

Bei Patient*innen, denen mit einfachen Eisengaben nicht weiterhelfen, kann atS als ergänzende Therapie sinnvoll sein: in der Atemluft ist Eisen aus dem Kosmos in feinen Anteilen vorhanden. Eine vertiefte Atmung, wie sie z.B. durch kraftvolles Sprechen angeregt wird, verhilft zur besseren Eisenaufnahme.

Tinnitus ist ein Hörerlebnis, ohne dass Schallwellen aus der Umgebung wahrgenommen werden. Betroffene erleben Tinnitus sehr unterschiedlich. Durch aktives Hinhören auf das eigene Sprechen wird angestrebt, die Stimme nicht gewohnheitsmässig von innen zu hören, sondern draussen im Raum als Tonerlebnis wahrzunehmen. Die eigene Stimme wird auf diese Weise zum Aussenwelterlebnis. Dadurch können die störenden Geräusche im Hörvorgang im wahrsten Sinne des Wortes über-hört werden.

Beispiel für eine Sprachübung bei Tinnitus:

Rauschende Reden rollten im Raume (R. Steiner)

Der dynamische Luftlaut R trägt den Vokalklang auf dem Atemstrom nach draussen.

Bei Tumorerkrankungen spielen vier Faktoren eine Rolle: die Wärmebildung durch Ich-Präsenz im Leib, die Ausbildung eines Hörraumes zur Entfaltung der Stimme, die Kräftigung aller (Lebens)Rhythmen und die Verwirklichung eigener Lebensimpulse. Der Patient baut in der Therapie durch gezielte Hörübungen eine neue Beziehung zu seiner Innenwelt auf. Der individuelle Stimmkern wird hörbar und das Klangspektrum der Stimme durch die Vokale A E I O U geweitet.

Beispiel für eine Sprachübung bei Krebs:

Sprache Sprechen Spritzen Sprossen Sprudeln (R. Steiner)

Die Stimme wird durch die Vokalreihe vom hinteren Gaumenklang nach vorne vor die Lippen geführt und erfährt Klang, Weite und Schwingung. So wird der Organismus als durchklungen und durchwärmt erlebbar.